Liebe Mitglieder, Unterstützer und Freunde von upendo,
seit 2017 darf ich als Schirmherr die engagierte Arbeit von upendo begleiten. Ich bin immer wieder begeistert, wie lebensnah die Projekte von Dr. Fred Heimbach und seinen Mitstreitern die Menschen in Tansania unterstützen.
Ein Projekt des vergangenen Jahres möchte ich hervorheben: Das Handwerkerzentrum im Simanjiro Distrikt. Jetzt können junge Menschen aus dem Distrikt – Mädchen! wie Jungen – vor Ort ausgebildet werden. Viele werden sich gewiss dort niederlassen, eine Existenz aufbauen und Handwerker müssen in Zukunft nicht mehr von außerhalb geholt werden. So weit weg Tansania auch ist, die Probleme und Lösungen des Fachkräftemangels scheinen sich von den unseren gar nicht so sehr zu unterscheiden.
Ich freue mich, auch weiterhin an der Arbeit von upendo Anteil haben zu dürfen und bin gespannt, welche Projekte in 2020 realisiert werden können.
Ihr Herbert Reul
WER ist upendo, WIE arbeitet upendo und WAS macht upendo?
upendo ist ein Verein zur Förderung der Entwicklungszusammenarbeit auf kommunaler Ebene in Afrika, insbesondere in Tansania. Die Projektarbeit wird in enger Zusammenarbeit und Abstimmung mit der Regierung, die letztlich die Verantwortung für Land und Leute trägt, geplant und durchgeführt. Die regelmäßigen Beratungen auf Distrikts- und Regierungsebene sowie mit der Deutschen Botschaft waren auch im Jahre 2019 eine wichtige Grundlage unserer Arbeit. Bei arbeiten nur Einheimische vor Ort. In unseren beiden Partnerorganisationen ECLAT und PAMS sind alle Projektleiter befähigte Einheimische, die ihren Landsleuten aus Armut und Rückständigkeit heraushelfen wollen und ihren kulturellen Fortschritt selbst gestalten. Mit der Kultur ihrer Mitmenschen bestens vertraut, können sie grundlegende Änderungen einleiten und auf eine Weise vermitteln, dass sie Akzeptanz finden.
Grußwort von Toima Kiroya, Vorsitzender der ECLAT Development Foundation (Tansania)
Im Namen von ECLAT, Partnerorganisation von upendo in Tansania, möchte ich unseren Freunden in Europa zum Jahresbericht 2019 beglückwünschen. Für uns im Land der Massai, aber auch in ganz Tansania, ist upendo einer unserer wichtigsten Partner. upendo ist eine inzwischen weit bekannte Organisation, die sowohl von den ECLAT-Mitarbeitern als auch der Massai-Bevölkerung und anderen ländlichen Gemeinden geachtet wird. In Regierungskreisen, insbesondere im für Bildung zuständigen Ministerium und der Distriktregierung wird upendo wegen seiner Beiträge zur Infrastrukturentwicklung im Bildungsbereich und für andere soziale Aufgaben hochgeschätzt und als wichtige Ergänzung zu den staatlichen Entwicklungsanstrengungen gesehen. Ich möchte im Namen von ECLAT und den von upendo unterstützten Menschen und Gemeinden mich bei allen Freunden von upendo und den Geberorganisationen für die geleistete finanzielle Hilfe in 2019 bedanken, aber auch für die damit verbundene moralische Unterstützung der betroffenen Menschen.Ich möchte mit einem Kisuaheli-Wort schließen, der Landessprache Tansanias: ASANTENI SANA – Herzlichen Dank!
Wo wirkt upendo?
Neu- und Ausbau von Primarschulen
Die Primarschulen in abgelegenen Gegenden Tansanias wie dem Simanjiro-Distrikt sind zumeist in einem katastrophalen Zustand – viele wurden noch in der Kolonialzeit für nur wenig Schüler gebaut. Obwohl seitdem so gut wie nichts renoviert wurde, wird heute dort eine vielfache Schülerzahl unterrichtet, oft mehr als 100 Kinder je Klassenraum. Das motiviert Eltern natürlich nicht, ihre Kinder zur Schule zu schicken, zumal die Schulwege oft 10 Kilometer und mehr weit sind und es keine anderen Transportmöglichkeiten als die eigenen Füße gibt. 2019 haben wir an insgesamt 6 Primarschulen Tansanias gebaut: 5 Schulen wurden renoviert und erweitert und 1 neue Schule gebaut. Es ist jedes Mal eine besondere Ehre und Freude, an den Feierlichkeiten zur Übergabe einer neuen bzw. renovierten Schule an die Kommune und den Distrikt als Betreiber der Schule teilzunehmen.Weiterbau der Sekundarschule in Emboreet
Am 19. Oktober 2019 fand in Anwesenheit vieler Ehrengäste die jährliche Schulabschlussfeier für die Schülerinnen und Schüler der vierten Klasse (Form IV, entspricht unserem Realschulabschluss) statt. Die ersten Schüler der Abschlussklasse (Form VI, entspricht dem Abitur) werden Mitte 2020 an den zentralen Abschlussprüfungen teilnehmen. In den vielen Ansprachen wurde insbesondere der Wert von Schulbildung angesprochen, und die Eltern wurden erneut ermutigt, ihre Kinder zur Schule zu schicken und zu unterstützen. Die steigende Zahl der Schulanfänger an den Primarschulen zeigt, dass unser ständiger Einsatz hier bereits Früchte trägt. Traditionsgemäß konnten wir an diesem Tag ein neues Dormitorium mit Betten für 64 Mädchen, drei Klassenräume mit Schreibtischen, Wohnhäuser für die Hausmutter und den Hausvater, Schulbücher und Laborausrüstung an die Schule übergeben.Eröffnung des Handwerkerzentrums
Am 19. Oktober 2019 konnten wir das neue Handwerkerzentrum im Simanjiro Distrikt eröffnen. Zwar werden dort seit Juli erst einmal nur 25 Maurerlehrlinge ausgebildet, aber die ersten Schritte, weitere Ausbildungszweige hinzufügen, sind bereits getan. VETA, die staatliche Behörde für die handwerkliche Ausbildung, hat das Zentrum übernommen und betreibt es. VETA wollte, dass von Beginn an auch Mädchen an der Ausbildung teilnehmen, und hat ein eigenes Dormitorium für sie gebaut, das upendo nicht mehr finanzieren konnte: ein willkommenes Zeichen der Bereitschaft zur Kooperation.Neben dem Bohrloch mit solarbetriebener Wasserpumpe und Wassertanks gehören ein Klassenraum, Mensa und Küche, Lehrer-/Verwaltungszimmer, Werkstatt, Dormitorium für Jungen, Wohnhaus für Lehrer und zwei Toilettenblöcke zum Zentrum. Natürlich sind auch die nötigen Werkzeuge und Maschinen vor Ort. Die Ausbildung erfolgt nach dem deutschen dualen Modell, das heißt, die Schüler arbeiten auch auf Baustellen von Firmen mit. Entgegen den tansanischen Regeln stammen die Schüler, Mädchen wie Jungen, ausschließlich aus dem Distrikt. Wir möchten, dass sich viele nach ihrer Ausbildung im Distrikt niederlassen und dessen wirtschaftliche Entwicklung fördern. Denn nach wie vor kommen die Handwerker, die im Distrikt arbeiten, in aller Regel von außerhalb.
Zahlreiche Ehrengäste waren zur Feier nach Emboreet gereist, trotz der im vergangenen Jahr frühen Regenzeit. Neben vielen Vertretern von VETA aus der Region und aus Dar es Salaam war auch Frau Norzin Grideit-Dagyab von der Deutschen Botschaft angereist, um den deutschen Staat zu repräsentieren. Ehrengast war der District Commissioner des Simanjiro-Distrikts.Verstärkung der Frauenarbeit von ECLAT
ECLAT arbeitet seit Jahren daran, die Rolle der Frauen in der Kultur der Massai zu stärken. Philomena hat diese Arbeit begründet und leitet sie. ECLAT betreut 75 Frauengruppen mit über 2000 Frauen in den Dörfern des Distrikts. Die Gruppen werden von den Mitarbeiterinnen von ECLAT in den Dörfern besucht, um über die Erfahrungen und Probleme der Frauen zu beraten. Fast alle der Gruppen haben inzwischen einen Mikrokredit erhalten, mit dem sie selber zu wirtschaften lernen sollen. Sie tun sich schwer damit, auf einmal eigenes Geld zu besitzen und damit auch noch erfolgreich zu wirtschaften. Seit zwei Jahren kommt Woche für Woche eine der Frauengruppen ins Seminarzentrum für die Frauenarbeit von ECLAT, um dort von den beiden Lehrerinnen in ihnen wichtigen Themen geschult zu werden und gemeinsam über die Gruppe und ihren Erfolg oder Misserfolg nachzudenken. ECLAT muss die Inhalte dieser Seminare und der Treffen in den Dörfern ständig neuen Entwicklungen und Erfahrungen anpassen. Wir sind froh darüber, dass Catherine Maguzu nun zur Frauenmannschaft von ECLAT dazugehört. Ihr ist die Stärkung von Frauen eine Herzensangelegenheit, sie hat Sozialwissenschaften studiert und wird von allen als Beraterin akzeptiert und willkommen geheißen. Ein Ergebnis davon ist bereits die Einführung praktischen Arbeitens im Seminarprogramm, da die Frauen nicht in der Lage sind, eine Woche lang Theorie in ihren Alltag umzusetzen. Ein erster Schritt ist die Erzeugung von Gemüse in einem Sack gefüllt mit Erde und Kuhmist, für den nur ganz wenig Wasser benötigt wird. Aber auch die Vergabe und Rückzahlung von Mikrokrediten soll angepasst werden, auch um das Seminarzentrum von den Zahlungen aus Deutschland wirtschaftlich unabhängiger zu machen.PAULA Wasserprojekt in Sukoro
Im „PAULA-Container“ im Dorf Sukuro wird nunmehr seit Anfang 2017 verschmutztes und kontaminiertes Wasser aus dem Stausee neben dem Dorf über Membrane zu sauberem und keimfreiem Trinkwasser gefiltert. Täglich kommen die Dorfbewohner und holen sich am Container gegen eine geringe Gebühr sauberes Wasser. Die auf dem Container installierten Solarzellen liefern die für den Betrieb benötigte Energie. Das Wasserkomitee des Dorfes ist für die Anlage verantwortlich. ECLAT betreut das Komitee, damit das Dorf täglich mit Trinkwasser von guter Qualität versorgt werden kann.Projekte unserer Partnerorganisation PAMS
Die Elefanten im Ngorongoro-Krater verweilen nicht nur im Krater, sondern machen sich auf jahrhundertealte Wanderwege. So kommt es in manchen Gebieten zu gefährlichen Begegnungen, und werden jährlich eine hohe Zahl Tansanier von Elefanten getötet. Die Elefanten kommen während der Regen- und Erntezeiten auch gerne auf die Felder, um sie leer zu fressen – und die Menschen leiden Hunger. Wie im Vorjahr, hat PAMS auch 2019 am Ngorongoro-Krater zusammen mit den Bauern einen Schutzzaun entlang der Felder eines Korridors errichtet: ein „Zaun“ aus in Chili-Sud getauchten Tüchern. Der Geruchssinn von Elefanten ist hoch sensibel, sie bleiben dem Zaun fern und kommen nicht auf die Felder oder gar in die Dörfer. So lernen die Bauern, sich und ihre Felder zu schützen und mit den wilden Tieren zu leben.Auch das Bildungsprojekt „Leben in Harmonie mit der Natur” an verschiedenen Schulen im Bereich des Tarangire-Nationalparks wurde von PAMS im vergangenen Jahr weitergeführt. Es erfreut sich bei den Schülern weiter steigender Beliebtheit. Sie lernen den Sinn von Natur- und Tierschutz, das Anpflanzen von Bäumen, und sie besuchen die Nationalparks. Dabei lernen sie, die relevanten und wichtigsten Umweltprobleme ihrer Region zu verstehen.
Interview mit Nemjini und Lemali – einem ungleichen Geschwisterpaar
… zwei (von insgesamt neun) Geschwister einer Massai-Familie mit unterschiedlichen Lebenszielen und -träumen, die das existentielle Spannungsfeld widerspiegeln, in dem sich die Massai-Gemeinschaft schon seit vielen Jahren befindet. Im Februar 2019 hat upendo mit beiden ein Interview über ihre Lebenssituation, ihren Alltag und ihre Pläne für die Zukunft geführt. Obwohl beiden dieselben Fragen gestellt wurden, fielen die Antworten sehr unterschiedlich aus.
Lemali (ca. 24 Jahre), der älteste Sohn in der Familie, übernahm nach dem frühen Tod des Vaters die Verantwortung für die Familie und führt die Tradition der Massai als Hirte weiter, um die Familie zu ernähren. Er ist stolzer Besitzer von 20 Rindern, mehr als 70 Ziegen und etlichen Hühnern und ist bereits mit zwei Frauen verheiratet. Er liebt sein Leben mit den Tieren.Seine Schwester Nemjini (17 Jahre) hingegen ist sehr froh, zur Schule gehen zu dürfen, denn sie hat den Traum, einmal zu studieren und Ärztin zu werden. Der auffälligste Unterschied zwischen den beiden bestimmte das gesamte Gespräch, denn mit Nemjini, einer sehr guten Sekundarschülerin, kann man sich direkt auf Englisch unterhalten. Nur in wenigen Fällen benötigt sie zusätzliche Erläuterungen in ihrer Muttersprache Kimassai. Das (wesentlich umständlichere) Interview mit Lemali wäre ohne Dolmetscher gar nicht möglich gewesen, da er nur Kimassai spricht und nicht schreiben und lesen kann.
Nemjini ist nur selten zuhause bei Ihrer Familie. Die Sekundarschule ist jetzt ihr Zuhause. Sie schätzt die Gemeinschaft in der Internatsschule sehr; sie lernt gerne und übernimmt Verantwortung für die Sauberkeit des gemeinsamen Schlafsaals. Der Alltag der beiden Geschwister könnte unterschiedlicher nicht sein, obwohl sie beide zu derselben Familie gehören.
Zwei entscheidende Fragen in den Interviews haben den grundlegenden Unterschied zwischen den beiden für mich am deutlichsten hervorgebracht: 1) die Frage was jeder von beiden mit einer bestimmten Summe an Geld anfangen würde; 2) was das Wichtigste im Leben für sie sei. Das Mädchen würde das Geld zur Bank bringen, um für eine künftige Verwendung zu sparen. Ihr Bruder hingegen würde – ohne zu zögern – das Geld sofort in den Kauf weiterer Ziegen investieren. Da Lemalis gesamte Existenz von seinen Tieren abhängt, sind diese zwangsläufig das Wichtigste in seinem traditionell geführten Leben. Seine Schwester beantwortete die zweite Frage jedoch ganz anders: für sie sind Kenntnisse und Wissen das Wichtigste im Leben. Folgerichtig wusste Nemjini auch, wer Präsident von Tansania ist – eine Antwort, die ihr Bruder schuldig bleiben musste.
Text: Sibylle Eck; Fotos: Claudio Verbano
Einen ausführlichen Bericht über das Interview hat Sylvia Jost in dem von Fly&Help 2019 vertriebenen Buch „KINDERLACHEN – Vom Glück, lernen zu dürfen“ veröffentlicht, auf das wir gerne aufmerksam machen.
Einnahmen von upendo im Jahr 2019
upendo bedankt sich bei all denen, die unsere Arbeit in jedweder Form unterstützen, auch im Namen der betroffenen Menschen in Tansania. Besonderer Dank für die upendo gemäß dem Kassenbericht 2019 gewährte Unterstützung geht an den Freundeskreis und folgende Organisationen:
Ausgaben von upendo im Jahr 2019
upendo hatte 2019 für die Realisierung der Projekte in Tansania gemäß dem Kassenbericht im Jahr 2019 folgende Ausgaben:
Für upendo ist Transparenz ein zentrales Thema. Unsere jährlichen Kassen berichte unterliegen einer externen Prüfung durch die unabhängige externe Steuerberatungsgesellschaft JC Junga Consulting GmbHin Solingen. Auch die dem Kassenbericht 2019 von upendo zugrunde liegenden Aufzeichnungen wurden von dieser Steuerberatungsgesellschaft begutachtet und auf Ordnungsmäßigkeit beurteilt. Die Steuerberatungsgesellschaft JC Junga Consulting GmbH hat upendo im Schreiben vom 16.03.2020 die Richtigkeit des Kassenberichts für das Jahr 2019 testiert, der mit Angabe des Kassenbestands Anfang und Ende 2019 auch hier auf unserer Homepage veröffentlicht ist.
Informationsveranstaltung 2019
Am 31. August fand auch 2019 wieder eine Informationsveranstaltung mit Toima und Philomena Kiroya in Leichlingen statt. Dort konnten sich eine ganze Reihe der Freunde und Unterstützer von aktuell und aus erster Hand über unsere Arbeit informieren. Toima und Philomena bedankten sich einmal mehr bei allen Unterstützern unserer Arbeit und versicherten, dass diese Unterstützung sinnvoll und nachhaltig eingesetzt wird: für die Förderung der schulischen Ausbildung von Kindern in abgelegenen Gegenden Tansanias und die Stärkung von Frauen in der Massai-Kultur.
Was uns bewegt
Gründer des Vereins ist Dr. Fred Heimbach aus Leichlingen. Dem Vorstand gehören ferner Alexander Nikolakis und Joachim Buchmüller an.
Kontakt: Dr. Fred Heimbach, Am Rauenbusch 13, D – 42799 Leichlingen
E-Mail: fred.heimbach@t-online.de
Fotos: Bakiri Angalia, Rüdiger Fessel, Fred Heimbach, Claudio Verbano