Sekundarschule in Emboreet
Der Schwerpunkt meiner letzten Reise nach Tansania im August dieses Jahres war der Besuch der Sekundarschule in Emboreet. Die Bauarbeiten an der Schule kommen dank der finanziellen Unterstützung der Fürsorge- und Bildungsstiftung bemerkenswert gut voran. Das von der Gemeinde errichtete Laborgebäude war fast fertig. Es liegt nach unseren Beratungen zum Lageplan der Schule nun im Bereich der Klassenräume und soll deshalb auch dafür verwendet werden. Die Solarpanele für die Wasserpumpe wurden von der Schule eingezäunt und sicher verschlossen. Das seit Anfang des Jahres im Bau befindliche Wohnhaus für Lehrer war noch nicht bezogen, der Abwassertank fehlte, wie auch einige Anschlüsse und ein Teil der Innenausstattung. Diese Arbeiten sollten zügig fertiggestellt werden, so dass das Gebäude jetzt im November anlässlich der Schulabschlussfeier offiziell an die Regierung als Betreiber der Schule übergeben werden kann.
Das erste Dormitorium für Jungen war im August bereits im Rohbau fertig, obwohl die Bauarbeiten dafür erst wenige Wochen vorher begonnen hatten. Es fehlten noch die Verputzarbeiten und das Finishing. Der Bau des zweiten Dormitoriums hatte gerade begonnen. Die Fertigstellung beider Gebäude sollte mit Hochdruck weiter vorangetrieben werden, so dass auch sie jetzt im November von den Jungen bezogen und an die Regierung übergeben werden können. Bis dahin müssen unsere Schüler weiterhin weite Wege von ihren Dörfern bis zur Schule zu Fuß zurücklegen (nur wenige haben ein Fahrrad), so dass viele von ihnen morgens bereits müde und erschöpft zum Unterricht erscheinen.
Auch in der Mensa fehlten noch die letzten Feinarbeiten und Anschlüsse. Auf Anregung von Toima soll dieses Gebäude erst im kommenden Jahr an die Regierung übergeben werden, wenn auch die Infrastrukturanschlüsse Wasser, Strom und Gas fertig und Bänke und Tische aufgestellt sind. Die Versorgung der Schule mit Solarstrom und Biogas zum Kochen in der Mensa werden im kommenden Jahr unsere wichtigsten Aufgaben sein, dazu kommt die Verteilung von Strom, Wasser und Gas auf dem Campus. Lediglich der Bau eines Unter-richtsgebäudes (ein weiteres naturwissen-schaftliches Laborgebäude) steht mit relativ niedriger Priorität auf unserem Plan für 2016.
Primarschule in Emboreet
Im August konnte ich zum ersten Mal auch die örtliche Primarschule in Emboreet besuchen. Die Primarschule machte einen erbärmlichen Eindruck. Die Schule wurde 1956 von der katholischen Kirche gebaut; damals war es die erste Schule im Simanjiro Distrikt überhaupt. 1972 wurde sie nach der Unabhängigkeit als „Simanjiro Primary School“ dem Staat übergeben. Seitdem wurde an der Schule praktisch nichts repariert oder renoviert. Die Schule wird für die im Dorf lebenden Kinder und die Kinder der näheren Umgebung als Tagesschule betrieben, für die Kinder aus den weiter entfernten Dörfern als Internat. Von den 566 Schülern (328 Jungen und 238 Mädchen) der Schule erscheinen nur etwa 60 % zum Unterricht. Die Eltern holen ihre Kinder vor allem in der kühlen Jahreszeit aus der Schule und bringen sie nicht wieder zurück, vor allem weil die Dormitorien in einem schrecklichen Zustand sind: Die Fenstergläser fehlen oder sind zerbrochen (die Gegend liegt über 1000 m über N.N. und es wird zu dieser Jahreszeit nachts kalt). Der Fußboden hat große und tiefe Löcher, die Wände ebenfalls. Viele der Etagenbetten sind beschädigt und nicht mehr benutzbar, die Matratzen teilweise regelrecht zerfetzt. Die restlichen Betten sind zwar intakt, ihre Zahl reicht aber nicht aus, so dass manchmal drei Kinder in einem Bett schlafen müssen. Ich habe keine Decken zum Zudecken gesehen, wohl aber Hühner, die durch die offenen Fenster und Türen in die Räume kommen und die Betten beschmutzen. 189 Jungen und 85 Mädchen besuchen offiziell das Internat.
Es gibt neun Klassenräume und zehn Lehrer (davon sechs Lehrerinnen), von denen niemand Englisch versteht, genauso wenig wie die Schulleiterin. Die Lehrer – als Primarschullehrer in Tansania zumeist sehr schlecht ausgebildet – machten mir einen wenig motivierten Eindruck. Die Klassenräume waren verwahrlost: kleine und große Löcher in den Wänden und im Boden, wenige Schulbänke, einige davon nicht mehr verwendbar, fast alle Fensterscheiben zerbrochen oder fehlend. In der Mensa habe ich keine Tische und Bänke gesehen. Die Kochöfen werden mit Brennholz betrieben, sind aber an der Außenseite zerbrochen. Der Kamin hat an der Außenwand ein Loch von einem halben Meter Durchmesser, so dass man von außen in die Öfen hineinsehen kann. Die Wohnhäuser der Lehrer sind in einem ähnlichen Zustand.
Die Schulleiterin hat uns eine Liste der dringendsten Reparaturarbeiten für die Schule gegeben. Toima und ich waren uns einig, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht. Upendo hat sich um Möglichkeiten zur Finanzierung dieser Reparaturarbeiten gekümmert, und wir sind zuversichtlich, dass wir im kommenden Jahr auch die finanzielle Unterstützung dafür bekommen werden. Wenn schon die Kinder nicht die Primarschule in Emboreet besuchen, werden sie erst recht nicht auf der Sekundarschule erscheinen.
Frauenprojekte
Die Frauenprojekte von ECLAT sind nach wie vor ein wichtiger Teil unserer kommunalen Entwicklungsförderung. Die Zahl der Frauengruppen steigt nach wie vor, und die Erwartungshaltung ist groß, auch wenn wir zurzeit nicht die Finanzmittel zur Unterstützung aller Gruppen aufbringen können und das auch kommuniziert haben.
Der Besuch der Frauengruppe im August in Loboseit war für mich besonders beeindruckend: Anfang des Jahres hatten wir diese Frauengruppe mit 1000 € unterstützt, wodurch die Frauen sich Kunststoffflaschen anschaffen konnten, in denen sie nun ihre flüssige Seife verkaufen. Seitdem hat sich der Umsatz verdreifacht. Die Frauen haben uns während unseres Besuchs die Herstellung von 120 Litern ihrer Seife aus einer Reihe von Chemikalien vorgeführt – eine kräftezehrende, langwierige Arbeit. Inzwischen gibt es im Dorf zwei Frauengruppen mit insgesamt 45 Frauen. Neben der flüssigen Seife haben sie Anfang des Jahres auch ein Bienenprojekt begonnen und bereits 150 kg Honig verkauft. Weitere Aktivitäten sind Hühnerzucht, Verkauf von Selbstgebackenem und Gemüseanbau. Mit den bisherigen Erlösen konnten sie für alle ihre Kinder die Schuluniformen anschaffen, für die Kinder einer Frau wurde die Schulgebühr bezahlt, wie auch ein Krankenhausaufenthalt. Diese Gruppe ist nicht unbedingt typisch, die Leiterin – eine Lehrerin der Sekundarschule in Emboreet – ist hochmotiviert, und sie kann vor allem andere motivieren. Aber der Erfolg dieser Gruppe ist mit Sicherheit ein Vorbild für andere, das ansteckend wirkt.
Fotos: Fred Heimbach (August 2015)