Sekundarschulbau: Zusammenarbeit statt Gratisgeschenke
Für die Projekte von upendo ist es uns wichtig, die Projektnehmer von Anfang an mit in die Verantwortung hineinzunehmen. Sie dürfen nicht den Eindruck bekommen, wir sorgten dafür, dass ein Projekt fertig entwickelt und ihnen „vor die Füße gelegt“ würde. Deswegen haben wir auch beim Bau der Sekundarschule immer wieder darauf hingewiesen, dass wir die Schule nur gemeinsam bauen können. Wenn sie ihren Beitrag dazu leisten, werden wir zu helfen versuchen, dass die Schule zügig fertiggestellt wird. Das betrifft die Regierung Tansanias, die für die Schulen des Landes verantwortlich ist, das betrifft aber auch die Gemeinden und deren Organe.
Wir waren bei unserem Besuch in Emboreet im Februar dieses Jahres freudig erstaunt, auf dem Gelände der Schule ein völlig neues Gebäude vorzufinden, das vom Staat in nur wenigen Monaten dort errichtet worden war, und der Schulrektor war bereits in das Wohnhaus eingezogen. (Da es in den umliegenden Dörfern keine Mietwohnungen o.Ä. gibt, gehört der Bau von Wohnhäusern für das Lehrpersonal dazu.) Ein deutliches Zeichen, dass der Staat sein Versprechen wahr macht, sich am Bau der Schule zu beteiligen. Das ist für mich auch ein Grund, um die Einladung ranghoher politischer Vertreter zu den Graduierungsfeiern an der Schule zu bitten, weil wir sie auf diese Weise immer wieder auf ihre Mitverantwortung hinweisen. Zurzeit baut der Staat bereits ein weiteres Gebäude, ein naturwissenschaftliches Laboratorium.
Aber auch die Gemeinde hat gezeigt, dass sie ihren Möglichkeiten entsprechend ihren Beitrag zum Bau der Schule leisten will: Sie hat im vergangenen Jahr mit dem Bau eines Schlafsaals für Jungen begonnen. Der Bau kommt nur langsam voran und ist noch nicht fertig, die Zeichen aber sind eindeutig: Wir beteiligen uns mit unseren Möglichkeiten, und zusammen schaffen wir es, in Emboreet eine Sekundarschule zu bauen.
Frauenprojekte: Zusammenarbeit statt Geheimniskrämerei
Die Rolle und Stellung der Frauen in der Maasai-Gesellschaft ist für Europäer nicht leicht zu verstehen. Frauen haben keinen eigenen Besitz und im Grunde keine Rechte, die meisten von ihnen werden zwangsverheiratet und leben in völliger Abhängigkeit von ihren Ehemännern, die zumeist mehrere Frauen haben.
Wie bereits berichtet, hat Philomena Kiroya vor einigen Jahren mit finanzieller und beratender Hilfe der belgischen Botschaft damit begonnen, in den umliegenden Dörfern Frauengruppen zu bilden, ihnen kleine Finanzhilfen zur Verfügung zu stellen und sie zu betreuen. In einer Gesellschaft, in der Frauen keinen eigenen Besitz haben und ihre Männer um Erlaubnis fragen müssen, um sich mit anderen Frauen treffen zu dürfen, ist das alles andere als selbstverständlich. Die hohe Zahl neu gebildeter Gruppen zeigt die Bedeutung, die die Frauen diesen Gruppen zumessen – und ihre hohen Erwartungen.
Philomena und Toima achten sorgsam darauf, die Männer nicht von ihren Treffen mit den Frauengruppen auszuschließen, denn die Veränderungen im Selbstbewusstsein der Frauen und ihrer gesellschaftlichen Stellung betreffen auch die Männer. Die fühlen sich nur dann nicht hintergangen, wenn sie mitbekommen, was in den Frauengruppen besprochen wird, welche Erfahrungen die Frauen mit ihren „Mikrokrediten“ machen und dass sie sich mit Sicherheit auch zum Thema Kinder und Erziehung austauschen. Natürlich gab es Fälle, in denen Toima mit den Stammesältesten Konflikte mit Männern klären musste: eine Aufgabe, die ihm als gebildetem Maasai, der sich für seine Volksgruppe einsetzt, nicht schwerfällt.
Nicht selten sind die Männer neidisch auf die Frauen – und sicherlich auch auf die finanzielle Unterstützung, die die ersten 20 Gruppen erhalten haben. Sie bitten immer wieder darum, dass auch Männergruppen gebildet werden. Im Februar habe ich mich bei unserem Besuch einer Frauengruppe in einem Dorf über einen alten Mann gefreut, der sich über alle Konventionen hinwegsetze, eine Rede störte und laut seine Meinung verkündete, dass er diese Frauenarbeit für sein Volk für wichtig und richtig halte.
National- und Tierparks: Zusammenarbeit statt Konfrontation
Entlang der Grenzen der National- und Tierparks Tansanias leben die Menschen in Konfrontation mit den Aspekten des Tier- und Naturschutzes. Nur wenn sie nicht durch die wilden Tiere in ihrer Existenz bedroht sind und vom Tourismus der Parks profitieren, sind sie bereit, den Naturschutzgedanken mitzutragen. Die PAMS-Foundation arbeitet in Tansania in diesem Konfliktfeld zwischen den Parks und der angrenzenden Bevölkerung (www.pamsfoundation.org). Dank der Unterstützung der tier3 solutions GmbH konnte in diesem Jahr ein solches Projekt von PAMS am Rande des Ruaha Nationalparks ermöglichen: Die beteiligten Bauern lernten den Anbau von Chili und die Verwendung der Chili-Schoten zum Tränken von Tüchern, um diese dann entlang ihrer Felder auf Leinen zu hängen. Während der Erntezeit kommen gerne Elefantenherden aus dem nahegelegenen Ruaha-Park in ihre Dörfer, um dort die Felder abzuernten – und das bedeutet für die Menschen Hunger. Aber Elefanten mögen Chili nicht, sie weichen den in Chili getränkten Tüchern aus und lassen die Felder dahinter in Ruhe. Kein einziges Feld wurde in unserem Projekt von Elefanten heimgesucht. Und die Bauern, die sich vorher skeptisch gezeigt und sich nicht am Projekt beteiligt hatten, wollen diese einfache Methode nun auch lernen.
Auch die Maasai in den Dörfern bei Emboreet leiden unter den wilden Tieren, die aus den nahe gelegenen Tarangire-Nationalpark in ihre Gegend kommen, weniger durch die Konkurrenz ihrer Rinder mit Weidetieren wie Zebras oder Gazellen, sondern durch Raubtiere wie Löwen und Hyänen, die auch Rinder und Ziegen töten. Dagegen helfen keine „Chili-Zäune“, aber wir sind im Gespräch mit der PAMS-Foundation, ob es nicht auch für Emboreet Möglichkeiten gibt, den Gedanken des Tier- und Naturschutzes langfristig zu unterstützen.