Rückblick 2022

Auch 2022 konnten wir wieder alle unsere Projekte in Tansania wie geplant umsetzen und haben allen Grund, dankbar zurückzublicken. Neben dem Wasserfiltrationsprojekt in Naiti konnten wir im vergangenen Jahr 11 Primarschulprojekte an die tansanische Regierung übergeben, die die Schulen betreibt. Einige Schulen wurden renoviert, andere ausgebaut, einige sind völlig neu. Mehr dazu folgt im Jahresbericht von upendo in den kommenden Monaten. Aber auch die Capacity Building Projekte konnten weitergeführt und ausgebaut werden: neben der Frauenarbeit im Seminarzent-rum von ECLAT und in den Dörfern begann im letzten Jahr auch (mit sehr gutem Erfolg) die Familienplanungskampagne für Männer und die Betreuung von Handwerkerschülern bei ihrer beruflichen Niederlassung nach ihrem Ausbildungsabschluss.

Ausblick 2023

Teilnehmer an der Übergabefeier der neuen Schule in Donyonaado

Auch 2023 möchten wir gemeinsam mit unserer tansanischen Partnerorganisation ECLAT die Schulbildung in rückständigen Gegenden Tansanias weiter fördern: noch gehen lange nicht alle Kinder zur Schule und noch werden viel zu viele Kinder in einem Klassenraum zusammengepfercht. Die Frauenarbeit von ECLAT zur Stärkung von Frauen in einer von Männern bestimmten Gesellschaft hat bereits deutlich erkennbare Früchte getragen; kulturelle Veränderungen erfolgen aber nicht von heute auf morgen und die Frauen brauchen weiterhin unsere Unterstützung. Damit das Bevölkerungswachstum der Massai nicht zu Hunger führt, werden wir auch die Familienplanungskampagne weiterführen. Zudem wollen wir durch ECLAT den Handwerker-schülern weiterhin beratend beistehen, sich nach ihrer Ausbildung als Start-up niederzulassen und erfolgreich zu wirtschaften. Daneben hat im Januar ein neues Projektvorhaben begonnen: ECLAT hat dabei junge Mädchen im Teenageralter im Blick, die sich nach dem Abschluss der Primarschule (Klasse 7) nicht für die weitere Schulbildung qualifizieren. Zumeist werden sie schon im Teenageralter verheiratet und fangen an, Kinder zu gebären. In einem zweijährigen Kurs im Frauenzentrum von ECLAT werden ihnen Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt, mit denen sie später im Leben selbständiger werden und sich selbst etwas erwirtschaften können. ECLAT hatte dieses Projekt im vergangenen Jahr an upendo herangetragen und ans Herz gelegt. Wir sind froh, dass das Projekt dank einer Stiftung jetzt beginnen konnte. Catherine Maguzu, bei ECLAT für die Capacity Building Arbeit verantwortlich, hat das Projektvorhaben im Beitrag unten dankenswert-erweise näher erläutert.

Auch unsere umwelt- und naturschutzbezogenen Projekte mit der PAMS Foundation sollen 2023 weitergeführt werden. Das betrifft die Ausbildung Jugendlicher an den Sekundarschulen östlich und westlich des Tarangire-Nationalparks wie auch den Schutz des Elefantenkorridors am Ngorongoro-Krater.

Unser neues Projektvorhaben zur Förderung von Mädchen im Teenageralter

Es ist uns ein Herzensanliegen, in den Menschen der von ECLAT betreuten Gesellschaft Veränderungen zu bewirken. ECLAT verfolgt eine ganzheitliche Entwicklungsperspektive. Die Arbeitsgruppen für die gleichen Zielgruppen sind gut miteinander vernetzt. Das Projekt für die Mädchen im Teenageralter wird von der Abteilung zur Stärkung von Frauen betreut und kooperiert eng mit der Abteilung für Capacity Building (Kapazitätsaufbau, Vermittlung von Fähigkeiten).

10 der 12 Mädchen die zum ersten Young
Women Kurs ausgewählt wurden

Seit mehr als fünf Jahren arbeitet ECLAT mit Frauen im Alter von über 20 Jahren. Sie müssen die mühsame Aufgabe der Erziehung einer Generation erfüllen, ohne eigene Kompetenzen erwerben zu können. So können sie keine eigenen Entscheidungen über häusliche Angelegenheiten treffen. Sie leben ohne eigenes Einkommen und mit der Aussicht, auch ihre Töchter in jungen Jahren verheiraten zu müssen. Der Kreislauf der Armut geht damit weiter und wird so nicht durchbrochen. Entwicklungshindernisse gibt es für die tansanische Frau auf dem Lande überall. Dazu gehört ein geringes Einkommen und unbezahlte Arbeit im Haushalt, der Landwirtschaft und der Viehzucht. Sie haben kaum Zugang zu Bildung, finanziellen Dienstleistungen und Unterstützungen. Für ältere Frauen in ländlichen Gegenden ist die Situation noch schlimmer. Mit den bisherigen Maßnahmen hat ECLAT bereits deutliche Erfolge bei dieser Zielgruppe erzielt. Sie haben gelernt, anzusparen und mit kleinen Darlehen umzugehen. Die veränderte Einstellung zum Eigentum an Geschäftsprojekten und deren Einkommen sind bereits ein großer Schritt in die richtige Richtung.

Wir sind begeistert von diesem neuen Projekt und arbeiten leidenschaftlich gern nun auch mit Mädchen im Teenageralter zusammen. ECLAT hofft, den Teufelskreis der Armut bei ihnen schon in jungen Jahren durchbrechen zu können. Das Projekt richtet sich an junge Mädchen oder Frauen im Alter zwischen 15 und 20 Jahren. Wir möchten ihnen insbesondere handwerkliche Fähigkeiten vermitteln, die ihre Chancen auf eine produktive Beschäftigung erhöhen. Diese jungen Frauen haben entweder die Primar- oder Sekundarschulausbildung abgebrochen oder sind nicht in der Lage, die nächsthöhere Bildungsstufe in Tansania zu besuchen. Einige Familien können sich eine Sekundarschulausbildung nicht leisten oder die Schulen sind zu weit entfernt. Die vorhandenen Ausbildungsmöglichkeiten sind unerschwinglich teuer und nicht unbedingt auf die Erfordernisse des lokalen Markts ausgerichtet. Da es den Mädchen an Fähigkeiten und Bildung mangelt, sind ihre Möglichkeiten begrenzt, da sie auch keine sozioökonomischen Ressourcen wie Land besitzen. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als auf traditionelle Formen des Lebensunterhalts und frühe Eheschließungen zurückzugreifen.

ECLAT will ihnen in 2-jährigen Kursen professionelle Fertigkeiten und marktorientierte Fähigkeiten in den Bereichen Schneidern, Catering und Veranstaltungsplanung und -management anbieten, da die lokale Nachfrage danach gegeben ist. Zusätzlich zu den beruflichen Fertigkeiten haben die jungen Frauen in den Kursen auch die Möglichkeit, ihre sozialen und persönlichen Fähigkeiten zu verbessern. Sie lernen, Ideen zu entwickeln, klar zu kommunizieren und selbständig zu denken. Zuverlässigkeit, Eigeninitiative und Selbstvertrauen sind wichtige Elemente, denn ein positiver Eindruck ist entscheidend, um eine Arbeit oder einen Auftrag zu finden. Die jungen Auszubildenden erlernen daher auch unternehmerische Grundfähigkeiten wie Geschäftsplanung, Marketing und einfache Finanzverwaltung. Auf diese Weise wecken die Kurse Unternehmergeist und Optimismus für eine bessere Zukunft.

Catherine Maguzu

Fotos: Esther Paul, Fred Heimbach (2022)

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Verantwortlich für Inhalte: Fred Heimbach
Übersetzungen: Marita Sand