Im vergangenen Jahr konnten wir trotz der Corona-Pandemie alle unsere Projekte in Tansania wie geplant umsetzen. In diesem Informationsbrief berichten wir schwerpunktmäßig über die Schul- und Ausbildungsprojekte. Die Frauenarbeit von ECLAT wird nur kurz gestreift, soll aber im nächsten Rundbrief Schwerpunktthema sein. Zudem berichten wir kurz über den weiteren Verlauf des Elefantenkorridors am Ngorongoro-Krater und das PAULA Wasserprojekt in Sukuro.
Neue Primarschule in Emboreet: Es geht weiter
Anfang 2020 hatte das Magazin Chrismon in einem Artikel von Claudio Verbano über ein 8-jähriges Schulmädchen berichtet, das täglich viele Stunden von ihrem Zuhause zur Schule und zurück gehen muss. Nachdem upendo daraufhin entschieden hatte, in der Nähe ihres Bomas eine neue Schule zu bauen, hat Chrismon im Mai einen Spendenaufruf für den Bau dieser Schule veröffentlicht. Die Resonanz darauf war so groß, dass wir deutlich mehr Gebäude bauen konnten als zunächst geplant. Bereits im September konnte ECLAT die neue Lenaitunyo Primary School in Emboreet an die für den Schulbetrieb zuständige Behörde übergeben. Seitdem werden dort Kinder unterrichtet, die in der Umgebung der Schule wohnen. Die meisten von ihnen mussten vorher täglich viele Kilometer zur Schule laufen, sofern sie überhaupt zur Schule gingen. Im Januar haben hier 150 Schulanfänger ihren Schulunterricht begonnen. upendo hat auch nach September noch weitere Spenden für den Bau der Schule erhalten, sodass wir in diesen Wochen dort ein weiteres Wohnhaus für Lehrer bauen können. Damit können der Schule mehr Lehrer zugeteilt werden, die ansonsten weit und breit keine Wohnmöglichkeit finden könnten.
Andere Schulprojekte
Neben dem Erweiterungsbau an dieser Schule konnten wir in den letzten Monaten auch mit Neubau- und Renovierungsarbeiten an anderen Primarschulen beginnen, und zwar in Bonde la Faru, Engorika, Kampuni (2. Phase), Mazinde (2. Phase), Olalaa und Sukuro. Und natürlich geht auch der Ausbau der Sekundarschule in Emboreet weiter: Wir freuen uns, dass wir bis zum Ende dieses Jahres den Aufbau dieser Schule abschließen können.
Ausbau des Handwerkerzentrums
In den letzten Monaten wurde intensiv am Handwerkerzentrum gebaut, vor allem an den neuen Werkstatthallen. Diese sind auch in Tansania von zentraler Bedeutung für eine handwerkliche Ausbildungsstätte und müssen auch in Tansania adäquat ausgebaut und ausgestattet werden. Bereits im Juli sollen dort neben den bisherigen Maurerlehrlingen auch Schreiner und Schlosser ausgebildet werden, Jungen und Mädchen. Bisher haben Jugendliche, die sich an den Schulen nicht für eine akademische Ausbildung qualifizieren konnten, im Distrikt keine Chance auf eine handwerkliche Ausbildung. Jetzt aber können sie etwas lernen, anstatt ihr Glück in den Großstädten des Landes zu versuchen oder zurück in ihre Dörfer zu gehen, um wie ihre Vorväter Rinder, Schafe und Ziegen zu hüten und bereits mit jungen Jahren Familien zu gründen. Stattdessen können sie sich im Distrikt niederlassen und zur wirtschaftlichen Entwicklung ihrer Heimat beitragen. Neben den vielen Bauarbeiten und der Anschaffung von Werkzeugen und Maschinen gehört auch die intensive Vorbereitung und Abstimmung der Ausbildung nach dem deutschen dualen Ausbildungsmodell mit VETA dazu. (VETA ist die staatliche tansanische Behörde, die im Land für die handwerkliche Ausbildung verantwortlich ist und das Zentrum betreiben wird.)
Frauenarbeit von ECLAT
ECLAT versucht seit vielen Jahren, die Rolle der Frauen in der Kultur der Massai zu stärken. Philomena hat diese Arbeit begründet und leitet sie. Dazu gehört die Betreuung von 75 Frauengruppen in den Dörfern des Distrikts. Die Gruppen werden von den Mitarbeiterinnen von ECLAT in den Dörfern besucht, um Erfahrungen auszutauschen und bei Problemen zu beraten. Fast alle Gruppen haben inzwischen einen Mikrokredit erhalten, mit dem sie selber zu wirtschaften lernen sollen. Viele tun sich schwer damit, auf einmal eigenes Geld zu besitzen und damit erfolgreich wirtschaften zu sollen. Einige haben wirtschaftlichen Erfolg, andere kaum.
Seit über drei Jahren kommt zudem Woche für Woche eine der Frauengruppen im Seminarzentrum für die Frauenarbeit von ECLAT zusammen, um dort von den beiden Lehrerinnen intensiv geschult zu werden und gemeinsam über die Gruppe und ihren Erfolg oder Misserfolg nachzudenken. Auch das ist keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass kaum eine der Frauen je auf einer Schulbank gesessen hat, um Lesen und Rechnen zu lernen.
Elefantenkorridor am Ngorongoro-Krater
Auch unser Projekt mit der PAMS Foundation zum Schutz des Elefantenkorridors am Ngorongoro-Krater konnten wir im letzten Jahr weiterführen. Die Elefanten im Krater wandern auf jahrhundertealten Routen aus dem Krater in andere Nationalparks. Durch das starke Wachstum der tansanischen Bevölkerung suchen aber immer mehr Menschen nach Möglichkeiten, neue Felder anzulegen. So kommt es leicht zu gefährlichen Begegnungen mit wilden Tieren: jährlich werden viele Tansanier dabei getötet. Aber Elefanten kommen zur Futtersuche auch gerne auf erntereife Felder, sodass die Menschen Hunger leiden. Durch einen Schutzzaun entlang des Korridors bleiben die Elefanten nun im Korridor. Der „Zaun“ besteht aus in Chili-Sud getauchten Tüchern. Der Geruchssinn von Elefanten ist hochsensibel; die Tiere bleiben dem Zaun fern und fressen nicht die Felder der Bauern kahl oder kommen in die Dörfer. So lernen die Bauern, sich und ihre Felder zu schützen und mit den wilden Tieren zu leben. Nur dann sind sie verständlicherweise auch bereit, den Nationalpark-Gedanken und die Existenz der wilden Tiere zu akzeptieren.
PAULA Wasserfiltrationsanlage in Sukuro
Bereits seit vier Jahren erhält die Bevölkerung in Sukuro hygienisch sauberes Trinkwasser, das aus dem verschmutzten und mit Krankheitskeimen belasteten Stausee entnommen und im PAULA Container durch Membrane filtriert wird. Die Bevölkerung hat sich inzwischen daran gewöhnt, einen geringen Betrag für sauberes Wasser bezahlen zu müssen. Und das Wasserkomitee des Dorfes hat gelernt, die Anlage verlässlich zu betreiben und mit dem eingenommenen Geld Personal zu bezahlen und Ersatzteile und Verbrauchsmaterialien anzuschaffen. ECLAT braucht nur noch hin und wieder „nach dem Rechten zu schauen“ oder bei größeren technischen Problemen nach Lösungen zu suchen. In Zusammenarbeit mit der PAULA Water GmbH entsteht zurzeit eine zweite solche Anlage im Dorf Narakauo.
Fotos: Bakiri Angalia 2021 (1,2), Rüdiger Fessel 2016/2017 (3,5), PAMS Foundation 2020 (4)