Übergabe des Handwerkerzentrums
Erst vor kurzem, am 19. Oktober, konnten wir das neue Handwerkerzentrum im Simanjiro Distrikt an den tansanischen Staat übergeben. ECLAT hat es in den vergangenen 12 Monaten gebaut. Zwar werden dort seit Juli erst einmal nur 24 Maurerlehrlinge ausgebildet, aber die ersten Schritte, weitere Ausbildungszweige hinzufügen, sind bereits getan. VETA, die staatliche Behörde für die handwerkliche Ausbildung, hat das Zentrum übernommen und betreibt es. VETA wollte, dass von Beginn an auch Mädchen an der Ausbildung teilnehmen, und baut derzeit ein Dormitorium für sie, weil wir allein das nicht schultern konnten. Das ist für uns ein schönes Zeichen der Bereitschaft zur Kooperation. Neben dem Bohrloch mit solarbetriebener Wasserpumpe und Wassertanks gehören ein Klassenraum, Mensa und Küche, Lehrer-/Verwaltungszimmer, Werkstatt, Dormitorium für Jungen, Wohnhaus für Lehrer und zwei Toilettenblöcke zum Zentrum. Natürlich sind jetzt auch die nötigen Werkzeuge und Maschinen vor Ort.
Die Ausbildung erfolgt nach dem deutschen dualen Modell, das heißt, die Schüler arbeiten auch auf Baustellen von Firmen mit – ein Modell, dessen Einführung wir auch noch eine Zeit lang unterstützen. Entgegen den tansanischen Regeln stammen die Schüler, Mädchen wie Jungen, ausschließlich aus dem Distrikt. Wir hoffen, dass sich viele nach ihrer Ausbildung im Distrikt niederlassen und dessen wirtschaftliche Entwicklung fördern. Denn nach wie vor kommen die Handwerker, die im Distrikt arbeiten, von außerhalb – auch diejenigen, die in unseren verschiedenen Schulprojekten im Distrikt arbeiten. Wir danken dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und der DER Touristik für die Finanzierung dieses Projekts.
Zahlreiche Ehrengäste waren zur Feier nach Emboreet gereist, trotz der in diesem Jahr bereits sehr frühen Regenzeit. VETA wurde vom Behördenleiter Dr. Bujulu und dem Verwaltungsratsvorsitzenden Peter Maduki aus Dar es Salaam repräsentiert, neben vielen VETA-Mitarbeitern aus der Region und dem Land. Auch Frau Norzin Grideit-Dagyab von der Deutschen Botschaft in Tansania war aus Dar es Salaam angereist, um den deutschen Staat zu repräsentieren. Ehrengast war wieder einmal der District Commissioner des Simanjiro-Distrikts, Adriano Chaula.
Abschlussfeier an der Sekundarschule
Am gleichen Tag fand in Anwesenheit aller Ehrengäste auch die diesjährige Schulabschlussfeier für die Schülerinnen und Schüler der vierten Klasse (Form IV, entspricht unserem Realschulabschluss) an der Sekundarschule in Emboreet statt. Die ersten Schüler der Abschlussklasse (Form VI, entspricht dem Abitur) werden in etwa einen halben Jahr an den zentralen Abschlussprüfungen teilnehmen. In den vielen Ansprachen wurde insbesondere der Wert von Schulbildung angesprochen, und die Eltern wurden erneut ermutigt, alle ihre Kinder zur Schule zu schicken und zu unterstützen. Die steigende Zahl der Schulanfänger an den Primarschulen zeigt, dass unser ständiger Einsatz hier bereits Früchte trägt.
Traditionsgemäß konnten wir als ECLAT und upendo während dieser Feier wieder unsere diesjährigen Gebäude und Bildungsmaterialien an den Distrikt als dem Betreiber der Schule übergeben. Wie schon in den vergangenen Jahren war das möglich dank der uns zur Verfügung gestellten Fördermittel der Fürsorge- und Bildungsstiftung, für die wir uns bedanken. Übergeben wurden ein Dormitorium mit Betten für 64 Mädchen, drei Klassenräume mit Schreibtischen, Wohnhäuser für die Hausmutter und den Hausvater, Schulbücher und Laborausrüstung.
Verstärkung der Frauenarbeit von Eclat
ECLAT arbeitet seit einer ganzen Reihe von Jahren daran, die Rolle der Frauen in der Kultur der Massai zu stärken. Philomena hat diese Arbeit begründet und leitet sie. Dazu gehört die Betreuung von 75 Frauengruppen in den Dörfern des Distrikts, die sich in den letzten Jahren formiert haben. Immerhin sind das deutlich mehr als 2000 Frauen. Die Gruppen werden von den Mitarbeiterinnen von ECLAT in den Dörfern besucht, um über ihre Erfahrungen und Probleme zu beraten. Fast alle der Gruppen haben inzwischen einen Mikrokredit erhalten, mit dem sie selber zu wirtschaften lernen sollen. Sie tun sich schwer damit, auf einmal eigenes Geld zu besitzen und damit auch noch erfolgreich zu wirtschaften. Einige haben wirtschaftlichen Erfolg, andere kaum. Auch ECLAT muss lernen, sie zu beraten und zu betreuen. Das ist keine einfache Aufgabe und der naheliegenste Versuch, das Geld so einzusetzen, wie es alle Massai machen, nämlich Rinder oder Ziegen und Schafe zu züchten, unterliegt den gleichen klimatischen und gesundheitlichen Risiken wie bei allen anderen, einmal abgesehen von dem Futtermangel zum Ende der Trockenzeit aufgrund der allgemeinen Überweidung.
Seit zwei Jahren kommt nun Woche für Woche eine der Frauengruppen im Seminarzentrum für die Frauenarbeit von ECLAT zusammen, um dort von den beiden Lehrerinnen in ihnen wichtigen Themen geschult zu werden und gemeinsam über die Gruppe und ihren Erfolg oder Misserfolg nachzudenken. Auch das ist keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt dass kaum eine der Frauen je auf einer Schulbank gesessen hat, um Lesen und Rechnen zu lernen.
ECLAT muss die Inhalte dieser Seminare, gleichwie auch die Treffen in den Dörfern ständig neuen Entwicklungen und Erfahrungen anpassen und sie ständig weiter optimieren. Wir sind froh darüber, dass Catherine Maguzu nun zur Frauenmannschaft von ECLAT dazugehört. Ihr ist die Stärkung von Frauen eine Herzensangelegenheit, sie hat Sozialwissenschaften studiert und wird von allen als Beraterin akzeptiert und willkommen geheißen. So denken die Frauen von ECLAT nun darüber nach, wie sie die Frauenarbeit weiter optimieren und anpassen können. Ein Ergebnis davon ist bereits die Einführung praktischen Arbeitens im Seminarprogramm, da die Frauen nicht in der Lage sind, eine Woche lang Theorie in ihren Alltag umzusetzen. Ein erster Schritt ist die Erzeugung von Gemüse in einem Sack gefüllt mit Erde und Kuhmist, für den nur ganz wenig Wasser benötigt wird (Foto). Aber auch die Vergabe und Rückzahlung von Mikrokrediten soll angepasst werden, auch um das Seminarzentrum von den Zahlungen aus Deutschland wirtschaftlich unabhängiger zu machen.
Fotos: Bakiri Angalia (1,3) Fred Heimbach