Schulabschlussfeier der Sekundarschule
Die Abschlussfeier für die Schulabgänger der Sekundarschule in Emboreet fand in diesem Jahr am 20. Oktober statt. Da die Prüfungen landesweit gleichzeitig durchgeführt und zentral ausgewertet werden, liegen die Ergebnisse erst Monate später vor. So fanden die Abschlussfeiern für die Schülerinnen und Schüler in diesem Jahr sogar noch vor den Prüfungen statt. Die meisten der Schüler wohnen weit weg und kommen nicht so bald wieder zurück zur Schule. So wird die Abschlussfeier zum jährlichen Höhepunkt des Schullebens. Neben den Schülern, deren Eltern und Verwandten nahmen ranghohe Vertreter der Lokal- und Landespolitik teil. „Guest of Honour“ war wieder einmal der Regional Commissioner der Manyara-Region, Joel Bendera. Aber auch die örtliche Bevölkerung war zahlreich vertreten, einige Teilnehmer waren zu Fuß aus weit entfernt liegenden Dörfern nach Emboreet gekommen.
Die Abschlussfeier fand in der nun fertigen Mensa statt, die in den kommenden Jahren auch als Mehrzweckhalle dienen wird. Auf dem Dach der Schule sorgen Solarpanele nun dafür, dass die Schule Strom hat. Solarbatterien in einem isolierten und gekühlten Raum speichern den Strom für die Nachtstunden. In der Küche nebenan fließt aus den Wasserhähnen frisches und sauberes Wasser, und die Fermenter an den Toilettenanlagen liefern Biogas zum Kochen – an Stelle von Brennholz, das immer rarer wird. Dank der fest installierten Lautsprecheranlage sind Großveranstaltungen wie diese Feier möglich, und auf einer großen Leinwand können über den Beamer unter der Decke Filme u.a. gezeigt werden – was auch die Lehrer gerne zu Schulungszwecken nutzen. Alle Gäste finden auf einem der 650 modernen Stühle Platz, und für den Mensa-Betrieb gibt es reichlich Tische.
Übergabe an die Schulleitung
Im Rahmen der Feier wurde die Mensa mit allem Drum und Dran der Regierung als Betreiber der Schule offiziell übergeben. Die entsprechenden Urkunden dazu wurden unterschrieben und feierlich überreicht. In meiner Ansprache habe ich neben dem Dank für die finanzielle Hilfestellung durch unsere Unterstützer auch darauf hingewiesen, dass unser deutscher Beitrag die tansanische Regierung und auch die lokale Gemeinde nicht von der Verpflichtung entbindet, ihren Teil zum Aufbau der Schule beizutragen. So hat die Regierung zugesagt, jetzt ein Dormitorium für Mädchen zu bauen, und Tanzania National Parks hat bereits mit dem Bau des Verwaltungsgebäudes der Schule mit den Lehrerzimmern begonnen.Werben für Schulbesuch zeigt Früchte
Hauptthema der verschiedenen Reden war wie bereits in den Jahren zuvor die Bedeutung der Schulbildung für die rückständige Massai-Bevölkerung. Die Eltern wurden wieder einmal ermutigt, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Dieses Werben zeigt nun zusammen mit den Forderungen des neuen tansanischen Präsidenten Früchte: in einem Nachbardorf berichtete mir der Schulleiter am Tag zuvor, dass er Anfang 2017 mit sozusagen allen Jahrgangskindern des Dorfes als Schulanfänger rechne. Ähnliches habe ich von einem anderen Massai-Dorf gehört: dort rechnet der Schulleiter mit 400 (!) Schulanfängern. Eine Entwicklung, über die wir nur staunen und wofür wir dankbar sein können. Eine Entwicklung, die uns aber auch fordert, denn die Schulen haben schlicht und einfach nicht genug Klassenräume, und die vorhandenen sind obendrein oft in einem katastrophalen Zustand. upendo möchte deshalb im kommenden Jahr neben dem Aufbau der Sekundarschule in Emboreet auch wieder Primarschulen unterstützen.
Gastbeitrag: Eindrücke von einer Besuchsreise nach Emboreet
Wir freuen uns über die Möglichkeit, von unserer Tansaniareise zu berichten, bei der wir im Juli dieses Jahres die Großstadt Arusha, das Massai-Dorf Emboreet und zwei nahe gelegene Nationalparks besucht haben. Wir, das sind Neffe und Nichte von Fred Heimbach, deren Ehepartner und die beiden Töchter im Alter von 11 bzw. 10 Jahren.
Am beeindruckendsten waren unsere Erlebnisse in Emboreet, wo Toima und Philomena Kiroya unsere Gastgeber waren. Das Ehepaar und ihre Kinder gaben uns trotz aller Fremdartigkeit und Wildheit der angrenzenden Massai-Steppe jederzeit das Gefühl, behütet und umsorgt zu sein, so dass wir uns nie als Fremde fühlten. Trotz des verhältnismäßig modernen Lebens im Haus unserer Gastgeber spürten wir deren Verbundenheit mit der Massai-Kultur, die sich bei Toima besonders in der Liebe zu der am Haus verbliebenen Rinderherde zeigte, die er abends, wann immer er Zeit fand, bei der Heimkehr vom Weiden in der Steppe erwartete. Er zeigte uns auch, wie man in seinem ca. 25 km entfernten Boma, wo die Mehrzahl seiner Rinder mitten in der Steppe lebt, sogar als Europäer bei einem festlichen Barbecue mit Freunden aus benachbarten Bomas ausgiebig feiern und problemlos eine Nacht hinter schützenden Dornenhecken und in Gesellschaft von Hunderten von Kühen, Schafen und Ziegen überstehen kann. Wir haben auch erlebt, wie tief verwurzelt die Massai in ihrer traditionellen Rollenverteilung leben: Die Männer und Jungen hüten die Viehherden, die Frauen und Mädchen besorgen den Haushalt, kochen, und waschen von Hand. Ein Leben ohne elektrischen Strom und fließendes Wasser ist dort völlig normal, ohne Kühlschrank, Waschmaschine und Staubsauger. Und wenn abends um halb sieben die Sonne untergeht, wird es stockdunkel, denn nur wenige Massai-Familien verfügen über Solarstrom.
Besonders einprägsam waren unsere Zusammentreffen mit den von upendo geförderten Frauengruppen in Narakauo und Sukuro. Die Massai-Frauen mit ihren bunten Tüchern und schönem Perlenschmuck auf schwarzer Haut gaben ein wirklich farbenprächtiges Bild ab. Mit ihren traditionellen Begrüßungsgesängen und fröhlichen „Hüpf-Tänzen“ verbreiteten sie nicht nur Optimismus und gute Laune, sondern strahlten auch Selbstbewusstsein aus, das zu vermitteln Ziel der Gruppenarbeit ist. Wir hoffen, diese Lebensfreude mit upendo weiter zu unterstützen, damit die Frauen sie an ihre Kinder weitergeben. Auf dass sie erkennen, dass Mut, Ideen und Kreativität gute Gaben sind und positive Veränderungen bewirken können. Und dass ebenfalls klar wird, dass für ihre Kinder nur Schulbildung, bei der individuelle Begabungen erkannt und gefördert werden, neue Möglichkeiten der persönlichen und gesellschaftlichen Entwicklung eröffnet.
Susanne Koppelmann, Barbara Reisner-Koppelmann, Josef Hahn und Simon Koppelmann